Konflikte in der Familie kennen keine Tageszeiten. Es geht schon nach dem Aufwachen los, früh am Morgen. Die Kinder trödeln beim Anziehen, wollen nicht frühstücken, verweigern das Zähneputzen. Sie kommen erst in der allerletzten Sekunde los, hetzen zur Schule und danach sofort weiter, um es gerade noch so pünktlich zur Arbeit zu schaffen. Nachmittags geht es dann nahtlos weiter: Die Kinder nörgeln, streiten miteinander und protestieren gegen die Hausaufgaben. Nach Stunden, Tagen oder gar Wochen voller Kämpfe liegen die Nerven blank – und obwohl Sie eigentlich nicht schimpfen und schreien wollen, können Sie sich vor Wut und Enttäuschung kaum beherrschen.

Die schlechte Nachricht ist: Situationen wie diese kennen viele Eltern. Wahrscheinlich auch Sie, sonst würden Sie dies gerade nicht lesen. Die gute Nachricht: Konflikte in der Familie lassen sich mit etwas Übung leicht auflösen – und das ohne laut zu werden und ohne, dass es einen Verlierer oder eine Verliererin geben muss.

In diesem Artikel verrate ich Ihnen vier Tipps, die Sie beim nächsten Streit sofort ausprobieren können. Schritt für Schritt können Sie Ihr Familienleben auf diesem Wege wieder harmonischer gestalten.

Wie entstehen Konflikte in der Familie?

Konflikte in der Familie sind so vielfältig wie Familien selbst. Da ist das Kleinkind, das sich wütend auf den Boden wirft und mit den Fäusten auf den Boden trommelt. Auf der anderen Seite der Teenager, der sich abnabelt, zurückzieht, niemanden an sich heranlässt und mit seiner Einsilbigkeit die Eltern zur Weißglut treibt. Da sind Streit zwischen Geschwistern und Vorwürfe zwischen Eltern – und so viele Situationen mehr. Einige Auseinandersetzungen kochen nur einmalig, aber dafür heftig hoch, andere kommen über längere Zeit immer wieder auf. Belastend sind sie alle.

Um die Konflikte tiefgreifend und dauerhaft auflösen zu können, ist es wichtig, ihre Ursache zu ergründen. Der Schlüssel dazu ist Kommunikation, denn so sehr wir es auch versuchen: Wir können einander nicht in die Köpfe schauen.

Oft wird Streit schlicht durch unterschiedliche Meinungen und Ansichten ausgelöst. Manchmal verbirgt sich dahinter aber auch ein verletztes Selbstvertrauen oder das Gefühl, nicht gesehen oder geschätzt zu werden.

Am einfachsten finden Sie das heraus, indem Sie in Beziehung zu Ihrem Kind gehen, zuhören und nachfragen, was es im Inneren beschäftigt. Natürlich ist das leichter gesagt als getan, aber die Strategie, die ich Ihnen nun vorstellen möchte, hat sich in der Praxis bewährt.

4 Tipps, um Konflikte in der Familie ohne Niederlage zu lösen

Konfliktsituationen sind für alle Beteiligten mit Stress verbunden. Es ist allzu leicht, sich gegenseitig hochzuschaukeln, laut zu werden und die Konversation türenknallend zu beenden. Als Erwachsener sind Sie jedoch in der Verantwortung, die Beziehung mit Ihrem Kind zu gestalten und Konflikte zu entschärfen. Kinder können ihre Gefühle noch nicht immer allein regulieren, Erwachsene schon.

Versuchen Sie beim nächsten Streit einmal, wie folgt vorzugehen:

1. Atmen Sie ein paar Mal tief durch.

Erinnern Sie sich selbst daran, dass Ihr Kind nicht gegen Sie ist. Trotzphasen, Wutanfälle oder plötzliche Verzweiflung aufgrund von scheinbaren Kleinigkeiten gehören zur Entwicklung Ihres Kindes dazu und haben nichts mit Ihnen als Person oder Elternteil zu tun.

2. Stellen Sie die Belange Ihres Kindes in den Fokus.

Fragen Sie sich, warum es sich so verhält. Ältere Kinder können diese Frage oft schon gut selbst beantworten. Kleinere Kinder in der Trotzphase können sich noch nicht so gut ausdrücken und brüllen und schlagen zum Beispiel, weil sie frustriert oder überfordert sind. Versuchen Sie, sich in Ihr Kind einzufühlen.

3. Zeigen Sie aufrichtiges Interesse für Ihr Kind.

Führen Sie ein Gespräch auf Augenhöhe und stellen Sie Fragen. Hilfreich ist oft auch, dem Kind seine Gefühle zu spiegeln. Sagen Sie zum Beispiel: “Du scheinst wütend zu sein.” oder: “Oh weia, Du siehst aber traurig aus.” Vermeiden Sie es dabei, das Verhalten Ihres Kindes zu bewerten.

Auf diesem Weg zeigen Sie ihm, dass Sie es sehen und seine Belange ernst nehmen. Ihr Kind bekommt die Gelegenheit, seine Emotionen zu verarbeiten, seine Gedanken zu ordnen und sich zur Situation zu äußern. In dieser Phase ist es wichtig, in Beziehung zu gehen, aufmerksam zuzuhören und nachzufragen.

4. Warten Sie, bis sich die Gemüter beruhigt haben und greifen Sie den Konflikt dann noch einmal auf.

Fassen Sie die Situation zusammen und schildern Sie dabei auch kurz, wie Sie sich gefühlt haben. Sagen Sie zum Beispiel: “Du warst vorhin sehr wütend auf mich, weil ich keine Zeit zum Spielen hatte. Das kann ich verstehen. Dass Du mich gehauen hast, fand ich aber nicht schön. Vielleicht finden wir zusammen eine Lösung. Hast Du eine Idee?”

Kinder sind Teamworker. Sie fügen sich von Natur aus gern in eine Gemeinschaft ein und kooperieren mit uns, denn evolutionär betrachtet könnten sie sonst nicht überleben. Wenn Kinder nicht mehr mit uns zusammenarbeiten, sind sie entweder überfordert oder wir haben sie verletzt. Ein offenes, aufmerksames und verständnisvolles Verhalten Ihrerseits baut eine Brücke zu Ihrem Kind und hilft, die Wogen zu glätten.

Achtung: In Konfliktsituationen sind Sie mehr denn je Ankerpunkt und Leitstern

Kinder wollen sich als gleichwertiger und gleichwürdiger Teil der Familie fühlen. Haben sie den Eindruck, nicht ernst genommen oder geliebt zu werden und einen Einfluss zu haben, versuchen Sie, sich ihren Platz zu erkämpfen. Dabei schießen sie oft über das Ziel hinaus.

Als Eltern sind Sie im Umgang mit dieser Situation einmal mehr Vorbild. Ihr Kind beobachtet Sie und zieht Rückschlüsse aus Ihrem Verhalten. Reagieren Sie freundlich und aufgeschlossen, fragen Sie nach und suchen Sie das Gespräch, lernt Ihr Kind dies als gutes Verhalten in Konfliktsituationen kennen. Es fällt ihm leichter, Empathie zu entwickeln und zu reflektieren, weil Sie ihm vorleben, wie es geht.

Gewalt und Strafen hingegen können zu einem sogenannten Fehlziel bei Ihrem Kind führen und Ihre Beziehung nachhaltig verschlechtern. Es könnte beispielsweise ein Rachebedürfnis entwickeln, sich bewusst immer wieder über Verbote und Regeln hinwegsetzen oder sein Selbstwertgefühl so weit verlieren, dass es sich nichts mehr zutraut und aus diesem Grund nicht mehr kooperiert. Ein gleichwürdiges Miteinander ist in einer solchen Lage dann kaum noch möglich.

Fazit: Sie sind verantwortlich, Konflikte in der Familie aufzufangen

Konflikte in der Familie sind etwas völlig Normales. Das tägliche Zusammenleben bringt unweigerlich Streit mit sich. Diese Auseinandersetzungen konstruktiv und wertschätzend zu gestalten, liegt allerdings immer in der Verantwortung der Erwachsenen. Sie geben den Rahmen für die Beziehung zu Ihrem Kind vor und bestimmen deren Qualität.

Es geht nicht darum, dass Ihr Kind alles darf und Sie niemals Nein sagen dürfen. Regeln und Grenzen gehören dazu. Die Frage ist vielmehr: Wie reagieren Sie auf die Konflikte in der Familie?

Wenn die Situation zu Hause an Ihren Nerven zerrt und sich trotz der in diesem Artikel geschilderten Tipps nicht verbessert, bin ich gern persönlich für Sie da. Rufen Sie an und wir besprechen, wie ich Sie auf dem Weg zu einem harmonischen Familienleben begleiten kann.

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